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Bild von einem Straßenschild mit der Aufschrift "Changé" in Frankreich

Zukunft durch Wandel: Auftakt des niedersächsischen Großprojekts agri:change

 Montag, 22.09.2025

Niedersachsen investiert im Rahmen des Programms „zukunft.niedersachsen“ 24,75 Millionen Euro in die nachhaltige Agrarwende. Das inter- und transdisziplinäre Projekt „agri:change“ soll neue Wege für ein zukunftsfähiges Agrarsystem ebnen.

Hannover, 22. September 2025. 57 Vertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik kamen am 22. September im Schloss Herrenhausen zum ersten internen Präsenztreffen des Projekts „agri:change“ zusammen. Mit 24,75 Millionen Euro wird das Projekt im Rahmen des Förderprogramms „zukunft.niedersachsen“ unterstützt. Das auf fünf Jahre angelegte Großvorhaben verfolgt das Ziel, die Agrar- und Ernährungswirtschaft nachhaltig zu transformieren. Ziel der Veranstaltung war es, dass sich die Forschenden der 15 verschiedenen Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen aus ganz Niedersachsen und darüber hinaus gegenseitig einen Überblick über den Projektstand geben, die Vernetzung im Verbund zu stärken und das Bewusstsein für das transdisziplinäre Profil des Projektes zu fördern.

Zusammenarbeit und Koordination im Projekt

Koordiniert und geleitet wird das gesamte Projekt „agri:change“ von der Georg-August-Universität Göttingen in enger Zusammenarbeit mit dem Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar), der sich auf die Einbindung von gesellschaftlichen Akteuren (Stakeholder) und die Öffentlichkeitsarbeit fokussiert.

Prof. Dr. Achim Spiller (Dekan der Fakultät für Agrarwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen; Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz – WBAE) verdeutlicht: „agri:change ist ein einmaliges Vorhaben, das Niedersachsen und seine Partner bundesweit sichtbar macht. Mein Dank gilt ausdrücklich trafo:agrar für die Koordination des Antrags – ohne diese Unterstützung wäre es nicht gelungen, das Projekt in dieser Form erfolgreich umzusetzen. Entscheidend wird nun sein, wissenschaftliche Evidenz in konkrete Gestaltungsoptionen zu übersetzen – damit aus Forschung Impulse für eine zukunftsfähige Politik und Praxis entstehen.“

An dem Projekt beteiligt sind zahlreiche universitäre, außeruniversitäre und wirtschaftliche Einrichtungen. Zu den Mitgliedern gehören die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, die Universität Vechta, die Hochschule Osnabrück, die Universität Osnabrück, die TU Braunschweig, die Leibniz Universität Hannover, die ETH Zürich, die Leuphana Universität Lüneburg, die Jade Hochschule und die Hochschule Fulda sowie das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik, das Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung, das Johann Heinrich von Thünen-Institut und weitere Partner aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft.

„agri:change“ – nachhaltige Transformation aktiv gestalten

Unter dem Leitgedanken „Zukunft durch Wandel“ intendiert agri:change, tiefgreifende Veränderungsprozesse in der niedersächsischen Agrar- und Ernährungswirtschaft anzustoßen. Hans-Joachim Harms (Fachbeiratsvorsitzender von trafo:agrar) betont: „Das Projekt ‚agri:change‘ ist hinsichtlich seiner Ziele eine Konkretisierung der Grundlagen von trafo:agrar - der erfolgreichen Bewältigung der Transformationsprozesse der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Das alles dient der Entwicklung und Sicherung des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Niedersachsen.“

Weitere Ziele des Projekts sind die kreislauforientierte Nutzung von Ressourcen zur Förderung ökologischer Nachhaltigkeit und die Verbesserung des Tierwohls im Bereich der Nutztierhaltung. Auch die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle in der Landwirtschaft und Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt soll die gesellschaftliche Akzeptanz für den Wandel gestärkt und die Nachhaltigkeitskompetenz innerhalb der Bevölkerung gesteigert werden.

Zur Erreichung dieser Ziele setzt agri:change auf Kooperation, Transdisziplinarität und Praxisnähe. Zentrale Bedeutung kommt der Einbindung außerwissenschaftlicher Partner zu – denn nur durch eine enge Zusammenarbeit von Forschung und Praxis lässt sich ein zukunftsfähiges, resilientes Agrar- und Ernährungssystem entwickeln. Prof. Dr. Klaus Osterrieder (Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover) erklärt: „Bei agri:change arbeiten Wissenschaft, Praxis und Politik auf Augenhöhe zusammen – ähnlich wie im niedersächsischen Weg die Ressorts. Diese Zusammenarbeit wollen wir hier weiterentwickeln, um am Ende wissenschaftlich belastbare Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungspolitik zu geben und die nötigen Transformationsprozesse voranzubringen.“

Aktueller Stand und thematische Schwerpunkte

In kurzen Pitches präsentierten die Leiter:innen und Koordinator:innen der verschiedenen Reallabore (sogenannte agri:labs) den aktuellen Projektstand sowie die nächsten Schritte. Die agri:labs verfolgen vier unterschiedliche Schwerpunkte: Neben dem Aufbau nachhaltiger Wertschöpfungssysteme und der Veränderung der Nutztierhaltung für mehr Tierwohl, Ressourceneffizienz und Umweltschutz gehören auch das Upcycling pflanzlicher und tierischer Nebenströme sowie die integrierte Agrarlandschaftsentwicklung zu den Forschungsthematiken. Die Inhalte werden durch Querschnittsthemen erweitert, die die verbindenden Elemente der vier agri:labs eingehender betrachten. So werden gemeinsam auch übergreifende agrarökonomische Fragestellungen für Niedersachsen untersucht.

Aus dem VISTRA sind beteilligt: Prof. Dr. John-Oliver Engler im agri:lab X3 (Upcycling pflanzlicher und tierischer Nebenströme), Prof.in Dr.in Jana Zscheischler, Prof.in Dr.in Amelie Bernzen,Prof. Dr. Karl Martin Born und Prof. Dr. Leif Mönter im agri:lab X4 (Integrierte Agrarlandschaftsentwicklung und neue Landnutzungsansätze in Niedersachsen), sowie Dr.in Barbara Grabkowsky als Leiterin von trafo:agrar in der Gesamtkoordination des Großprojekts.

Interaktive Zusammenarbeit und Stakeholder-Mapping

Am Nachmittag arbeiteten die Teilnehmenden in interaktiven Workshops an verschiedenen Fragestellungen. In einem Stakeholder-Brainstorming identifizierten sie in Gruppen zentrale Akteure in Niedersachsen und analysierten deren mögliche Rollen im Transformationsprozess. Anschließend wurde in Kleingruppen das Thema Co-Creation diskutiert, um ein gemeinsames Verständnis für die kooperative Entwicklung von Lösungsansätzen zu entwickeln.

Ausblick: Transparenz und Fortsetzung der Zusammenarbeit

Ein zentrales Anliegen der Verbundpartner ist es, die zukünftige Kommunikation des Projekts erfolgreich zu gestalten. Der Wunsch nach einer transparenten Kommunikationskultur innerhalb des Projekts wurde während der Veranstaltung seitens aller Partner hervorgebracht. So betonte Dr. Kathrin Höltge, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Notwendigkeit, eine effektive Kommunikationsstrategie für agri:change aufzubauen, um alle Stakeholder miteinzubeziehen und den nachhaltigen Erfolg des Projekts zu sichern. Eine Kommunikationsstrategie für agri:change wurde bereits erstellt – jetzt geht es in die Umsetzung der Strategie. 

Der öffentliche Auftakt folgt am 23. Februar 2026: agri:change stellt seine Ziele, das vollständige Forschungsteam (inkl. Nachwuchswissenschaftler:innen) und erste Arbeitsstände vor – verbunden mit einer Einladung zum Dialog mit Praxis, Politik und Gesellschaft.


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