Wie interdisziplinäre Forschung die Transformation gestaltet | Prof. Dr. Karl Martin Born hält Ringvorlesung „Wissen ermöglicht Wandel“ an der Universität Vechta
Interdisziplinäre Forschung untersucht nicht nur Transformationsprozesse, sondern gestaltet sie auch aktiv mit. Das zeigte Prof. Dr. Karl Martin Born am Beispiel ausgewählter Forschungsprojekte des VISTRA in seinem Beitrag zur Ringvorlesung „Wissen ermöglicht Wandel“ am 18. November.
Wie umfassend und facettenreich Transformationen als Wandlungsprozesse in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft, Bildung, Kultur und Umwelt tatsächlich sind, verdeutlicht das Projekt SoeTRA (Sozioökonomische Transformationsdynamiken bäuerlicher Betriebe bei der Umstellung auf alternative Proteine). Hier soll die Forschung sowohl nachhaltige Bewusstseins-, Einstellungs- und Verhaltensänderungen bei Landwirten anregen, als auch die notwendigen Kompetenzen vermitteln, daraus betriebliches Handeln abzuleiten, sowie systemisch hemmende und fördernde Faktoren identifizieren und entsprechende Maßnahmen ableiten.
Die multi-dimensionale Komplexität von Transformationsprozessen lässt sich am Beispiel verschiedener Projekte zeigen. Im Projekt MOOSland (zu Paludikulturen in wiedervernässten Mooren) wird versucht, gleich- undgegenläufige Zielrichtungen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz mit Hilfe von Start-Ups zu neuen Produkten aus dem Moor zu überwinden, und die dafür notwendigen planerischen und planungsrechtlichen Bedingungen zu schaffen. Das Projekt senatra (Service Learning und nachhaltige Transformation an Hochschulen) implementiert Praxislernen im Dienste der Gesellschaft und die strukturelle Verankerung von Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Hochschule trotz synchron und asynchron verlaufenden Geschwindigkeiten der Rhythmen und Zeitlogiken von Hochschulen/Lehrenden, Studierenden und kommunalen oder zivilgesellschaftlichen Partner:innen.
Die diachronen und multiskalaren räumliche Ausprägungen von Transformationsprozessen zeigen sich in der gemeinsamen Erforschung der Ausbreitung digitaler Technologien in Dörfern und ländlichen Räumen mit der Leibnitz Universität Hannover und der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK). Die Wechselwirkungen von Netzwerken, Regularien, sozio-kulturellen Kontexte und physisch-materiellen Gegebenheiten, die in der Untersuchung sozialer Dynamiken in der Energiewende im Rahmen des Großprojektes TEN.efzn erforscht werden, verdeutlichen die Interrelationen in Wirkungsgefüge der Transformation.
Als Beispiele für verschiedene System/Subsystembezüge der Transformationsforschung am VISTRA dienen das Projekt LOESS (Literacy boost through an operational educational ecosystem of societal actors on soil health) für den sozio-technischen, sowie das gerade anlaufende Großprojekt agri:change zur Nachhaltigkeitstransformation der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Niedersachsen für den sozial-ökologischen Bezug.
Das internationale Projekt SIRR (Sustainablity, Innovation, and Resilience in Rural Areas) schließlich nutzt ein Multiple-Helix-Verständnis komplexer Dynamiken in ländlichen Räumen um Territorial Transformative Capacity (TTC) als Bewältigungsinstrument der Krisen der gegenwärtigen VUCA-Welt (Volatil – Unsicher – Komplex – Ambig) zu entwickeln.
Zurück





