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Germanistische Sprachwissenschaft

Standardfehler (zur Vermeidung)

Dass Alltagssprache und Fachsprache zweierlei sind, ist selbstverständlich bekannt. Es ist aber – gerade zu Beginn des Studiums – oft nicht leicht, die beiden Sprachformen auseinanderzuhalten, so dass es immer wieder zu Interferenzen kommt. Einige der in schriftlichen Hausarbeiten, in Referaten und Protokollen am häufigsten gemachten Fehler seien im Folgenden aufgeführt. Es handelt sich dabei ausschließlich um Fehler aus der Sicht der linguistischen Fachsprache (was nicht ausschließt, dass sie auch aus literaturwissenschaftlicher Sicht als Fehler gelten). Fehler der Grammatik oder Orthographie werden hier nicht thematisiert; es wird vielmehr erwartet, dass Studierende der Germanistik die deutsche Sprache grammatisch und orthographisch korrekt gebrauchen können.

  1. Es gibt einen sachlichen Unterschied zwischen Worten und Wörtern. Unter Worten versteht man eine zusammenhängende sprachliche Äußerung, die zwar aus einzelnen Wörtern besteht, bei der es jedoch nicht um diese Einzelwörter, sondern vielmehr um das Ganze, den Text geht. Jemandem etwas in kurzen Worten sagen bedeutet nicht, dass man nur ein- oder zweisilbige Wörter gebraucht. Für Wörter, nicht hingegen für Worte, kann der fachsprachliche Ausdruck Lexeme synonym verwendet werden.
  2. Das Wort Begriff wird alltagssprachlich oft – heutzutage sogar fast ausschließlich – im Sinne von ›Ausdruck, Terminus‹ verwendet: Man kann Begriffe demnach in Texten lesen, man kann sie hören, aufschreiben usw. In der linguistischen Fachsprache, die zwischen der Gestalt und der Bedeutung sprachlicher Zeichen (im Sinne Ferdinand de Saussures: zwischen Signifiant und Signifié) unterscheidet, ist dies falsch: Ein Begriff ist keine Signifiant-, sondern eine Signifié-Einheit. Einen Begriff kann man also haben, ausdrücken, sprachlich fassen, jemandem vermitteln usw., nicht hingegen verwenden, wie man Wörter oder Ausdrücke verwendet.
  3. Die Unterscheidung zwischen ausdrucksseitigen Einheiten (signifiants) und bedeutungsseitigen Einheiten (signifiés) ist auch in der graphostilistischen Markierung zu beachten; diese hat in diesem Zusammenhang fachsprachlichen Charakter. Ausdrucksseitige Einheiten auf allen hier in Frage kommenden Ebenen (Wortelemente, Wörter, Syntagmen, Sätze, Satzfolgen) werden kursiv geschrieben; bedeutungsseitige Einheiten schreibt man in Chevrons (umgekehrte einfache französische Anführungszeichen: › ‹). Also beispielsweise: Das Wort Haus bedeutet ›Gebäude, das zur Bewohnung durch Menschen dient‹. Die Unterlassung der korrekten Markierung stellt ebenso einen Fehler dar wie eine falsche Markierung.
  4. Das Wort Kontext wird in sprachwissenschaftlicher Terminologie ausschließlich für das außersprachliche Umfeld, z. B. den biographischen oder situativen Hintergrund einer sprachlichen Äußerung verwendet. Soll von demjenigen Teil einer sprachlichen Äußerung die Rede sein, der sich vor oder nach einem bestimmten sprachlichen Zeichen (einem Wort, Satz oder Textabschnitt) findet, so spricht man vom Kotext. Unterschieden werden kann demnach ein linker und ein rechter Kotext (nicht: Kontext).
  5. Grammatische Kategorien wie Zeit, Fall, Anzahl, Person usw. werden mit lateinischen Fachausdrücken bezeichnet. Bei Studierenden, die des Lateinischen nicht mächtig sind, können Probleme entstehen, wenn es darum geht, diese Ausdrücke grammatisch korrekt zu verwenden. Daher hier ein kurzer Überblick über die richtigen Formen: der Kasus, Plural: Kasus (mit langem u!); der Numerus, Pl. Numeri; das Genus, Plural: Genera; das Tempus, Plural: Tempora; der Modus, Plural: Modi; das Genus verbi, Plural: Genera verbi; das Singulare tantum, Plural: Singularia tantum; das Verbum simplex, Pl. Verba simplicia; das Kompositum, Plural: Komposita.
  6. Empirische Arbeit bezieht sich immer auf eine nach bestimmten Kriterien ausgewählte Ansammlung von Daten (meist: Texten), die man Untersuchungskorpus oder einfach Korpus nennt. Problematisch erscheint immer wieder das Genus dieses Wortes: Es ist das Korpus, auf gar keinen Fall „der“ Korpus.

Die Liste wird gelegentlich ergänzt.