Plattdeutsch als Thema in Deiner Abschlussarbeit?
Sprachliche Begegnung und kulturelle Praxis in der Pflege
Zwei ehemalige Gerontologie-Studenten aus Vechta haben eine Idee:
Dr. Jan-Bernd Müller, Lehrer an der Marienhausschule Meppen und ehemaliger Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Länderzentrum für Niederdeutsch sowie Dr. Tobias Müller, ehemals Professor an der Kolping Hochschule Gesundheit und Soziales, heute am Sozialministerium in Baden-Württemberg beschäftigt, befassen sich schon seit längerem mit dem Einsatz von Plattdeutsch in der Pflege. Sie haben bereits eine erste kleine Studie (PDF) dazu durchgeführt.
Vielleicht wäre das ja auch ein spannendes Thema für eine*n Student*in, der und/oder die sich damit im Rahmen einer Abschlussarbeit befassen wollen, haben sich die beiden Gerontologen gedacht. Sie bieten an, eine solche Studie zu begleiten, Kontakte herzustellen oder auch eine Zweitbetreuung zu übernehmen.
Mögliche Inhalte für eine Masterarbeit
Mit Blick auf eine Masterarbeit könnten in einer quasi-experimentellen Studie die Auswirkungen von Niederdeutsch als Kommunikationsmedium in der Pflege empirisch erfasst werden. Dazu könnten bspw. Pflegebedürftige mit Demenz in zwei Gruppen eingeteilt werden: Eine Interventionsgruppe, die gezielt in Plattdeutsch angesprochen wird, und eine Kontrollgruppe, die ausschließlich in Hochdeutsch betreut wird. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen würden kognitive, kommunikative und emotionale Veränderungen mit etablierten Messinstrumenten wie dem Mini-Mental-Status-Test (MMST), kommunikationsanalytischen Verfahren oder Verhaltensbeobachtungen erfasst und statistisch ausgewertet. Dies könnte nicht nur bestehende Konzepte der kultursensiblen Pflege erweitern, sondern auch praxisrelevante Empfehlungen für den Einsatz von Plattdeutsch in Pflegeeinrichtungen liefern. Eine solche Studie würde somit einen originellen Beitrag zur evidenzbasierten Weiterentwicklung nicht-medikamentöser Interventionen in der Altenpflege leisten. Eine passende und beteiligungsbereite Einrichtung könnten wir vermutlich vermitteln.
Mögliche Inhalte für eine Bachelorarbeit
Ein klassisches Scoping-Review wäre als Literaturarbeit im Rahmen einer Bachelorarbeit denk- und umsetzbar. Durch die strukturierte Auswertung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu diesem Thema können relevante Erkenntnisse für die Pflegepraxis gewonnen und mögliche Forschungsbedarfe aufgezeigt werden. Die Themen Sprachbiografie, kognitive Reserve und kultursensible Pflege sind zwar gut erforscht, aber speziell die Effekte von Niederdeutsch bzw. allgemein "Muttersprache" lassen hinreichend Raum für tiefergehende Analysen. Eine Literaturarbeit würde es ermöglichen, verschiedene Studien zu kognitiven, kommunikativen und emotionalen Effekten muttersprachlicher Kommunikation zusammenzuführen. Dadurch kann die Arbeit bestehende Erkenntnisse bündeln und theoretische Impulse für die praktische Pflege liefern.
Dr. Jan-Bernd Müller ist Gerontologe und Pflegewissenschaftler sowie selbst niederdeutscher Muttersprachler. Er unterrichtet an der Marienhausschule Meppen und ist seit Jahren engagiert in der Verbindung der Themen Plattdeutsch und Pflege.
Kontakt: jan-bernd.mueller@mhs-meppen.de
Dr. Tobias Müller ist Referent im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, wo er sich mit den Themen der alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung, des demografischen Wandels und der Seniorenpolitik beschäftigt.
Kontakt: Tobias.Mueller@sm.bwl.de
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