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Germanistische Sprachwissenschaft

Forschungsprojekte

Friedrich Hölderlin aus sprachwissenschaftlicher Sicht

PD Dr. Matthias Attig

Der lange verkannte Friedrich Hölderlin zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Weltliteratur. Jede Germanistin, jeder Germanist sollte sich im Laufe des Studiums zumindest einmal mit ihm beschäftigt haben, denn er hat in seinen großen Hymnen und Elegien („Der Archipelagus“, „Der Wanderer“, „Brot und Wein“, „Der Rhein“, „Friedensfeier“, „Patmos“ u.a.) der deutschen Sprache neue Ausdrucksmöglichkeiten abgewonnen. Es handelt sich um hochkomplexe, oftmals bereits hermetische und zugleich ungemein suggestive, klangvolle Gebilde, die sich am Vorbild der altgriechischen Dichtung orientieren, aber gleichwohl ein höchst individuelles Gepräge besitzen; sie setzen Antike und Neuzeit in unterschiedlichen inhaltlichen Konstellationen zueinander ins Verhältnis. Weiterhin zeichnen sie sich dadurch aus, dass in ihnen die Form besonderes Gewicht hat und als Aufbauelement von Aussage oder Mitteilung fungiert.

Das Hauptaugenmerk soll darum bei diesem Vorhaben auf die sprachliche Gestalt der Lyrik mit ihren einzelnen Parametern, vor allem auf Lexik und Syntax, gelegt werden; ich möchte den Versuch unternehmen, die gedankliche Tiefendimension der Texte im Ausgang von ihrer Formgebung zu erschließen. Hierfür empfehlen sich besonders Verfahrensweisen der Literaturlinguistik; es sollen gleichwohl auch Ansätze der überaus reichen Hölderlin-Rezeption im 20. Jahrhundert (Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Martin Heidegger, Peter Szondi) in den Blick genommen und zu dem sprachwissenschaftlichen Zugang in Beziehung gesetzt werden. Ebenso gilt es, die vielfältigen Bezüge auf altgriechische Autoren wie etwa Pindar und die Einflüsse des Altgriechischen auf die Hölderlin’sche Diktion sichtbar zu machen sowie in ihrer ästhetischen Funktion zu bestimmen.

Literaturhinweis: Attig (2016): „Wenn ich so sagen könnte“. Eine linguistische Marginalie zu Heideggers Hölderlin-Lektüre, in: Texte. Seit 1386. Gedichte – Kurzprosa – Sprachdaten. Hrsg. v. Ekkehard Felder u. Ludger Lieb. Heidelberg, S. 153–161.