Pressemitteilung Tagung trafo:agrar und EIP Agrar & Innovation Niedersachsen
AgrarTransformation im System denken: Neue Wertschöpfung aus zirkulären Systemen und intelligenter Ressourcennutzung
Braunschweig, 16. September 2025. Rund 90 Vertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Beratung und landwirtschaftlicher Praxis kamen am 16. September 2025 zur 6. Fachtagung des Verbunds Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) im Johann Heinrich von Thünen-Institut in Braunschweig zusammen. Unter dem Titel „AgrarTransformation im System denken“ stand im Mittelpunkt, wie zirkuläre Systeme und intelligente Ressourcennutzung nachhaltige Wertschöpfung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft ermöglicht werden kann – konkret für Niedersachsen.
Die von trafo:agrar und dem Netzwerk EIP Agrar & Innovation Niedersachsen gemeinsam ausgerichtete Tagung bot Fachvorträge, Praxisbeispiele, Start-up-Pitches und Dialogformate – mit einem Ziel: Forschung, Betriebe und Unternehmen schneller zusammenzubringen und aus Piloten skalierbare Lösungen zu machen.
Auftakt: Herausforderungen klar benannt, Wege aufgezeigt
In der Eröffnungsrunde unter Moderation von trafo:agrar und EIP Agrar diskutierten Vertreter:innen aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Wirtschaft die zentralen Hebel der Transformation.
„Die Landwirtschaftskammer begleitet die Betriebe dabei, Kreisläufe zu schließen – ob beim Nährstoff-management, in der Energieerzeugung oder im Ökolandbau. Entscheidend ist, dass Wissen aus Forschung und Beratung direkt auf den Höfen ankommt“, betonte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Prof. Dr. Nicole Kemper von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover hob hervor: „Digitalisierung stärkt Tierwohl. Mit Projekten wie DigiSchwein und TiPP zeigen wir, wie intelligente Systeme Tiergesundheit fördern und Ressourcen sparen können – ein echter Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.“
„Unser jüngstes Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats macht deutlich: Nachhaltige Alternativen – von pflanzenbasierten Produkten bis zur Kreislaufwirtschaft – sind keine Nischenfrage mehr. Wir brauchen jetzt klare Rahmenbedingungen, damit Betriebe und Verbraucher diese Transformation mitgehen können“, erklärte Prof. Dr. Achim Spiller von der Universität Göttingen.
Jan Müller, Präsident der Oldenburgischen IHK & CEO J. Müller AG, unterstrich die Rolle der Wirtschaft: „Innovationen brauchen Kommunikationsplattformen und Begegnungsorte, in denen Start-ups und etablierte Unternehmen zusammenfinden. Wenn wir Kreislaufwirtschaft ernst nehmen, ist auch die Logistik zu integrieren, die von der Verpackung über den Transport von Roh- und Fertigprodukten bis hin zu Wertstoffen eine umfassende Betrachtung vornimmt.“
Dr. Grabkowsky, Leitung trafo:agrar, erläuterte: „Transformation gelingt, wenn Wissen in die Praxis kommt – von der Idee in die Anwendung. Mit trafo:agrar schaffen wir Brücken zwischen Forschung, Betrieben und Unternehmen und vernetzen Akteur:innen, die Kreisläufe schließen und Ressourcen intelligenter nutzen. Unser Ziel ist klar: aus guten Projekten skalierbare Lösungen machen – gemeinsam mit EIP Agrar und starken Partnern in Niedersachsen.“
Start-ups zeigen konkrete Lösungen
In Kurzpräsentationen stellten PottPilz, RegioMotion, AgDoIT, Nunos, Agvolution und Fit & vital mit Pilzen aus dem Wald Ansätze vor, wie Reststoffe genutzt, Daten für bessere Entscheidungen eingesetzt und regionale Kreisläufe gestärkt werden können.
Systemische Perspektive und Finanzierung
Nikola Steinbock, Vorstandssprecherin der Landwirtschaftlichen Rentenbank, betonte die Notwendigkeit einer systemischen Sicht: „Der Kern einer systemischen Perspektive bzw. dieser Wertschöpfungskette ist nun einmal die Landwirtschaft. Die Primärproduktion. Und die Hebel, die wir haben, müssen wir so einsetzen, dass es diesem Kern der Wertschöpfungsketten möglich gemacht wird, mutige Wege zu gehen.“
Politik & Praxis im Dialog: Kreislaufwirtschaft für Niedersachsen
In der Dialogrunde mit Frauke Patzke, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, wurden Chancen, Konfliktlinien und Rahmenbedingungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft im Land diskutiert. Patzke erklärte: „Damit Innovation wirken kann, braucht es klare Voraussetzungen. Transformation gelingt, wenn der Rahmen stimmt und Betriebe wie Gesellschaft vertrauensvoll mitgenommen werden. Es geht um die wirtschaftliche Gestaltung zirkulärer Systeme, um Wissensaustausch – auch über Regionen und Sektoren hinweg – und darum, dass Politik und Verwaltung Prozesse so gestalten, dass Innovation Raum findet. Innovation ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, um reale Probleme zu lösen: vom Klimaschutz über Ressourcenschonung bis hin zur wirtschaftlichen Stabilität. Veranstaltungen wie die trafo:fachtagung schaffen genau den Raum für diesen so wichtigen Austausch.“
Forschung & Praxis: konkrete Ansätze für die Kreislaufwirtschaft
Am Nachmittag rückten konkrete Forschungs- und Praxisansätze in den Fokus. Biogene Kunststoffe zeigten, wie sich pflanzliche Reststoffe wie Binse oder Erbse in hochwertige Materialien verwandeln lassen – ein Weg, bislang ungenutzte Nebenprodukte sinnvoll in die Kreislaufwirtschaft einzubinden.
Auch Moor & Paludikultur standen im Mittelpunkt: Ein Projekt aus dem Landkreis Osterholz machte deutlich, dass eine nasse Bewirtschaftung von Moorflächen nicht nur Emissionen mindert, sondern durch die Nutzung des Aufwuchses neue Formen der Wertschöpfung schafft.
Ein weiterer Praxisimpuls kam aus der Wirtschaft: Mit dem Ansatz Biogas-plus präsentierten Unternehmen, wie sich Gärreste aus der Biogasproduktion in Mulchmatten, Pflanzentöpfe oder Verpackungen verwandeln lassen – und so geschlossene Kreisläufe entstehen, die Reststoffe in Produkte überführen.
Ausgezeichneter Nachwuchs
Ein weiteres Highlight des Tages war die Verleihung des trafo:nachwuchspreises 2025. Mit dem Preis würdigt trafo:agrar junge Talente aus beruflicher und wissenschaftlicher Ausbildung, die mit innovativen Betriebskonzepten zur nachhaltigen Transformation der Agrar- und Ernährungswirtschaft beitragen.
„Der trafo:nachwuchspreis macht die Vielfalt sichtbar, mit der junge Menschen die Zukunft unserer Landwirtschaft gestalten – sei es aus der Praxis oder aus der Wissenschaft. Mein Dank gilt den Absolvent:innen, die mit Engagement und Kreativität neue Ideen entwickelt haben und ihren Betreuer:innen, die diese auf Ihrem Weg begleiten. Diese Ideen verdienen nicht nur Anerkennung, sondern auch unsere Unterstützung, damit sie Wirkung entfalten können.Mein Glückwunsch geht an die diesjährigen Preisträgerinnen – seien Sie mutig, Ihre Konzepte in die Praxis zu bringen und zugleich offen, neue Ideen zu entwickeln. Genau darin liegt die Stärke einer zukunftsfähigen Landwirtschaft in Niedersachsen“, erklärte Miriam Staudte, Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Sven Guericke, Vorstandsvorsitzender des Agrar- und Ernährungsforums Nord-West e. V., verdeutlichte in einem kurzen Impuls, wie Start-ups und etablierte Unternehmen erfolgreich zusammenfinden.
Die Veranstalter ziehen ein positives Fazit: intensive Gespräche, konkrete Anknüpfungspunkte und klare nächste Schritte. 2026 sollen die heute angestoßenen Ansätze in Modellprojekten weitergeführt und praxisnah verstetigt werden. Besonders deutlich wurde: Die Kompetenzen aller im Verbund trafo:agrar beteiligten Institutionen aus Praxis und Forschung fließen hier zusammen, um gemeinsam an der Zukunft der Landwirtschaft in Niedersachsen zu arbeiten.
Fabian Storm, EIP agrar & Innovation Niedersachsen, erklärt: „Diese gemeinsame Tagung vereint die Stärken von Forschung, Wirtschaft und Praxis. Dadurch kommt die gesamte Wertschöpfungskette zusammen, es entstehen neue Ideen – und genau diese Impulse bringen die Circular Economy in Niedersachsen voran.“
Dr. Barbara Grabkowsky, Leiterin trafo:agrar, betont:„trafo:agrar arbeitet für die Zukunft des Agrar- und Ernährungsstandorts Niedersachsen. Wir bauen die Brücken zwischen Forschung, Betrieben und Unternehmen – und laden alle ein, ihre Ideen einzubringen. Unser Ziel ist klar: aus guten Projekten skalierbare Lösungen machen, die den Agrar- und Ernährungs-standort Niedersachsen nachhaltig stärken.“
Kontakt:
Lena Möllers
Referentin für Wissenstransfer und Öffentlichkeitsarbeit trafo:agrar
E-Mail: lena.moellers@trafo-agrar.de
www.trafo-agrar.de
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