Einstellungen von Lehrkräften zum mathematischen Modellieren
Konzeption, Durchführung und Evaluierung einer Fortbildung für Lehrkräfte zum Einsatz von modellierenden Aufgaben im Mathematikunterricht außerhalb des Schulbuches

„Das Modellieren ist das Bindeglied zwischen Realität und Mathematik“
(Niedersächsisches Kultusministerium, 2020, S. 8).
Durch das Erlangen von Kompetenzen zum mathematischen Modellieren können Sachzusammenhänge aus der Realität beschrieben, interpretiert und kritisch analysiert werden. Oftmals geraten Lernende dabei in Problembereiche, welche sie erkennen und überwinden müssen (Niedersächsisches Kultusministerium, 2020, S. 8). Für diese Prozesse benötigen Lernende Lehrende, welche diese initialisieren, durchführen und evaluieren. Doch woher stammen die Kompetenz der Lehrkräfte für diese Prozesse?
Viele Lehrkräfte durchlaufen nicht mehr den klassischen Weg der Lehramtsausbildung, sondern steigen über Umwege in die Lehrtätigkeiten ein. Gleichzeitig gibt es keine systematischen Fort- und Weiterbildungskonzepte in der Berufsphase der Lehrkräfte (Bernholt et. al., 2023, S. 101). Nicht zuletzt deshalb wurden vermutlich auch Jahrzehnte nach dem PISA-Schock die damals schon von Klippert als „tradierte lehrerzentrierte Handlungsmuster“ (2004, S. 127) genannten Routinen im Unterricht wohl kaum gänzlich abgelegt. So unterrichten vermutlich Lehrkräfte ohne umfassende fachmathematische Lehramtsausbildung sowie Fort- und Weiterbildungen und viele klassisch ausgebildete Lehrkräfte jene Handlungsmuster, die sie aus ihrer eigenen Schulzeit kennen und welche dadurch entsprechende Tradition haben.
„Fast 49 Prozent der Jugendlichen empfinden in mehr als der Hälfte der Mathematikstunden Müdigkeit, 41 Prozent Langeweile.“
(Anders, 2025)
Warum werden tradierte Handlungsmuster aufrechterhalten, wenn gleichzeitig Leistungs- und Kompetenztests von Lernenden zeigen, dass diese Handlungsmuster der Lehrenden ihre Ziele verfehlen? (ebd.)
Der oben genannte Aspekt des Realitätsbezuges durch das Modellieren lässt die Forderung zu, dass Mathematik in der Schule nicht nur durch das Schulbuch behandelt werden sollte. Natürlich gehört das Lernen in der Schule zum Alltag und Realität der Schüler*innen, jedoch endet die Mathematik nicht mit dem Zuklappen eines Buches oder dem Abheften eines Arbeitsblattes. Doch warum wird das Mathematiktreiben außerhalb der Lehrmittel und innerhalb der Umwelt der Lernenden mutmaßlich zu wenig betrieben?
In meinem Dissertationsvorhaben beschäftige ich mich mit den Einstellungen von Lehrkräften bezüglich modellierender Kompetenzen außerhalb der Lehrwerke und möchte diese positiv beeinflussen. Dabei stelle ich mich den Herausforderungen, Einstellungen zu erfassen und zu ermitteln, welche für das Unterrichten und Lehren von modellierenden Kompetenzen relevant sind, verändert werden sollten und verändert werden können. Da dies nicht intrinsisch und automatisch aufgrund entsprechender Bedarfe von Lernenden geschieht (Anders, 2025), werde ich eine entsprechende Fortbildung konzipieren, welche theoretische und praktische Aspekte verknüpft, damit teilnehmende Lehrkräfte ein explizites Wissen aufbauen können (Lindmeier & Heinze, 2023, S. 76-77) und somit das Wissen dauerhaft durch nötige Reflexionen weitergegeben und -entwickelt werden kann. Nur so lässt sich nach meinen Einschätzungen der Unterricht dauerhaft positiv verändern und damit auch der Kompetenzzuwachs der Lernenden sowie deren Empfindungen im Mathematikunterricht.
Weitere Informationen zum Dissertationsprojekt von Laura Ziemer folgen.
Literatur- und Quellenverweise:
Anders, F. (2025, 14. Mai; aktualisierte Version). PISA-Studie: Die wichtigsten Ergebnisse. Internationale Vergleichsstudie. Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung. deutsches-schulportal.de/bildungswesen/die-zehn-wichtigsten-ergebnisse-der-pisa-studie/
Bernholt, A., Sorge, S., Rönnebeck, S., & Parchmann, I. (2023). Forschungs- und Entwicklungsfelder der Lehrkräftebildung – Diskussion ausgewählter Erkenntnisse und weiterführender Bedarfe. Unterrichtswissenschaft, 51, 99-121. doi.org/10.1007/s42010-023-00162-5
Klippert, H. (2004). Lehrerbildung. Unterrichtsentwicklung und der Aufbau neuer Routinen. Praxisband für Schule, Studium und Seminar. Beltz.
Lindmeier, A., & Heinze, A. (2023). Lehrerwissen wirksam werden lassen: Aktionsbezogene Reflexive Kompetenz zur Bewältigung der fachlichen Anforderungen des Lehrberufs – Befunde auf Basis des Strukturmodells fachspezifischer Lehrkräftekompetenz nach Lindmeier. In: S. Krauss & A. Lindl (Hrsg.), Professionswissen von Mathematiklehrkräften. Implikationen aus der Forschung für die Praxis (S. 75 – 110). Springer Spektrum.
Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.). (2020). Mathematik. Kerncurriculum für die Realschule. Schuljahrgänge 5 – 10.
Ziemer, L. (29.08.2025, mit Sora). Abbildung: Die Wege der Mathematik.