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Bibliothek im Wandel der Zeit

Einblicke in Gebäude, Bestände und Nutzungsgeschichten

Wie die Bibliothek in die Bibliothek kam – Platzmangel und Neubauinitiative (1973 bis 1983)

Ein dringend benötigter Neubau

Anfang der 1970er Jahre stieß die damalige „Universitätsbibliothek“ Vechta an ihre räumlichen Grenzen. Untergebracht im A-Trakt des Hauptgebäudes war sie längst überfüllt, eine Erweiterung am Standort, wo die Bücherbestände im darunterliegenden Keller verwahrt wurden, war nicht mehr möglich. Im Jahr 1974 beantragten die zuständigen Stellen daher einen Neubau für die Bibliothek, die gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen - Standort Vechta (PH Vechta) im Jahr 1973 der neu gegründeten Universität Osnabrück zugeordnet worden war.

Argumentiert wurde mit den steigenden Studierendenzahlen und dem wachsenden Bücherbestand, der „die katastrophale Situation in der Bibliothek"1 noch weiter verschärfen würde. Ein Bibliotheksneubau sei daher unumgänglich gewesen, um das bestehende Raumproblem zu lösen. Auf Grundlage der aktuellen und der erwarteten Entwicklung der Studierendenzahlen sowie des Medienbestandes wurde schließlich eine Hauptnutzfläche von etwa 2.000m² für ein zentrales Bibliotheksgebäude veranschlagt.

❝Wo lassen wir die Bücher?❞2

— Oldenburgische Volkszeitung, 13. März 1978

Der im Jahr 1974 angestoßene Prozess zog sich in der Folge allerdings über mehrere Jahre. Nach der Aufnahme der Baumaßnahmen in den sogenannten Rahmenplan nach dem Hochschulbauförderungsgesetz, der eine Finanzierung von Bund und Ländern ermöglichte, beschlossen die zuständigen Gremien in Osnabrück und Vechta im Jahr 1977 den Ausbau des Standortes, der auch den Bibliotheksneubau umfasste.

Medienecho und Bauwettbewerb

Noch im selben Jahr musste die damalige Bibliothek allerdings zwischenzeitlich einen Teil ihres Bestandes in ein externes Gebäude an der Graf-von-Galen-Straße auslagern. Auch die Presse wurde in dieser Phase auf die Raumnot der Bibliothek aufmerksam. Am 13. März 1978 berichtete die Oldenburgische Volkszeitung ausführlich darüber, dass es der Bibliothek angesichts wachsender Buchbestände nicht nur an Platz, sondern auch an Personal fehle. Um das Medienangebot „universitätsgerecht"3 nutzen zu können, wurde ein Baubeginn noch im Jahr 1979 gefordert.

 

Ganz so schnell ging es dann zwar nicht. Doch nachdem im Jahr 1978 die Finanzmittel für das Umbauprogramm zur Verfügung gestellt wurden, die nun – neben der Bibliothek – auch einen separaten Neubau einer Mensa und eines Seminargebäudes vorsahen, entschloss man sich im Jahr 1979 dazu, einen Bauwettbewerb für das Ensemble auszurufen. In diesem Bauwettbewerb konnte sich das Büro von Ruth Golan & Partner aus Berlin durchsetzen, die sowohl Bibliothek und Mensa vis-à-vis, als auch das angrenzende Gebäude für die Katholische Theologie planten.

Bauphase und Umzug

Zum offiziellen Baubeginn kam es schließlich am 8. Dezember 1980 mit der Grundsteinlegung des Neubaus; das Richtfest konnte bereits am 3. März 1982 gefeiert werden. In der Zwischenzeit wurde die komplexe Einrichtungsplanung des Gebäudes vorangetrieben und auch Fragen der Bibliotheksnutzung mussten mit Blick auf den Neubau angepasst werden. Teile des Buchbestandes fanden in dieser Phase Platz in einer Behelfsaufstellung im Hörsaal B1.

Ab Anfang 1983 konnte der groß angelegte Umzug des Medienbestandes vom Altbau in den Neubau erfolgen, der bereits Anfang März für den allgemeinen Benutzungsbetrieb geöffnet wurde. Die offizielle Einweihungsfeier der Neubauten fand dann am 1. Juni 1983 statt. Das Bibliotheksgebäude hatte jetzt eine Hauptnutzfläche von über 2.000m² mit etwa 150 Leseplätze, die neben den Hochschulangehörigen auch der breiten Öffentlichkeit aus Stadt und Region zur Verfügung stehen sollten. Der Bibliotheksbau zieht sich im rechten Winkel um das Forum (zwischen Bibliothek und Mensa) herum. Durch den halbgeschossigen Versatz der beiden Stockwerke entstehen vier übersichtlich gegliederte Ebenen, die trotz räumlicher Überlagerungen eine kurze und klare Wegführung ermöglichen. Die offene Gestaltung erleichtert zudem die Orientierung im Großraum und schafft einen großzügigen Raumeindruck. Die Freihandbereiche erstrecken sich über die beiden oberen Ebenen, während sich das Magazin auf der unteren Ebene befindet.

❝Keine Wissenschaft ohne Universitätsbibliothek und kein Studium ohne vernünftige Verpflegung: Beide Aspekte kamen in den im Juni 1983 eingeweihten Neubauten baulich zusammen.❞4

— Lars Hoffmeier

Einblicke in Bauphase und Neubau


1 Schreiben an die Mitglieder der Verwaltungskommission der Universität Osnabrück, Abteilung Vechta vom 11. Juni 1976, S. 2. (Ordner Bibliothek, Raum- und Baufragen 1, 1976-1994, Universitätsarchiv Vechta)

Oldenburgische Volkszeitung, 13. März 1978, S. 9.

3 Oldenburgische Volkszeitung, 13. März 1978, S. 9.

Hoffmeier, Lars: Meilenstein für die Campus-Entwicklung. Neubauten von Mensa, Bibliothek und N-Gebäude – eröffnet vor 40 Jahren, in: UniVersum 03/2023, S. 6.