Ein Lehr-Lern-Projekt: „Neue Beziehungen entstehen…“
Ziel des Lehr-Lern-Projekts „Neue Beziehungen entstehen… Zusammenarbeit von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung und ehrenamtlich Tätigen in Vechta“ im Rahmen des Moduls EW-9 (Professionalität durch erziehungswissenschaftliche Forschungs- und Methodenkompetenz) bei Prof. Dr. Margit Stein im WiSe 2016/17 war es, einen individualisierten und wissenschaftlich abgestützten Blick auf Personen zu werfen, die in den letzten Jahren als Flüchtlinge zu uns nach Vechta kamen sowie auf diejenigen, die sich ehrenamtlich bei der Integration dieser Menschen engagieren und einbringen.
In der Diskussion um Menschen mit Fluchterfahrung werden stets die Zahlen an Ankommenden sowie die Herkunftsländer und Fluchtgründe genannt. Selten findet jedoch ein spezifischer Blick auf Personen statt, die sich hinter diesen Zahlen verbergen. Meist ist der Blick auf die Geflüchteten ein sehr problematisch aufgeladener, etwa wenn von Fremdenfeindlichkeiten und Anfeindungen berichtet wird, wenn nur auf die Problemkonstellationen bei der Integration oder auf die Konflikte in der Heimat, etwa auf (Bürger-)kriege und politische Verfolgung fokussiert wird.
„Wir wollen im Rahmen des Projekts den Blick auf die positiven Aspekte gelungener Integration sowie erster gelungener geknüpfter Beziehungen zwischen Menschen mit Fluchterfahrung und ehrenamtlich Tätigen werfen und auf diese Weise auch den vielen tausend Ehrenamtlichen ein Gesicht geben, welche sich mit hohem persönlichem Engagement und auch hohem Sachverstand für die Geflüchteten einsetzen und wesentlich das Bild prägen, welches diese Menschen von Deutschland und Vechta bekommen“, so Frau Prof. Dr. Margit Stein.
Im Rahmen des Projekts interviewten Studierende jeweils Tandems aus Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung und deren ehrenamtlich tätigen Unterstützer*innen. Der Interviewleitfaden wurde zuvor im Rahmen des Projekts gemeinsam erarbeitet. Wissenschaftliche Hintergrundinformationen erhielten die Studierenden dabei durch drei Fachvorträge über die aktuelle Situation in Vechta von Elisabeth Vodde-Börgerding des Caritas-Sozialwerks und Alena Pölking von der Stadt Vechta sowie Johannes Lamping des Caritas-Sozialwerks in Vechta. Die Interviews wurden in Form von kleinen Abschlussarbeiten sowie als Poster aufbereitet. Das Projekt wurde eng durch das ZfLB der Universität Vechta begleitet. Die 34 großformatigen farbigen Poster wurden nun als Wanderausstellung zusammengestellt und sind unter anderem in der Universität Vechta, dem Landkreishaus, dem Rathaus, in verschiedenen Gemeinden, wie auch bei der RAC Konferenz in Dortmund zu sehen. Landrat Herbert Winkel und Uni-Vizepräsidentin Prof.in Dr. Martina Döhrmann eröffneten die Ausstellung am 27. April 2017 im Kreishaus Vechta.
Frau Prof.in Dr. Margit Stein stellte während der Ausstellungseröffnung das Ziel der Ausstellung dar und bedankte sich bei allen Interviewpartner*innen. Auf Facebook erklärt Prof.in Dr. Margit Stein in einem kurzen Video die Hintergründe, Besonderheiten, Herausforderungen und die Ziele der Ausstellung noch detaillierter.
Anschließend sprach Frau Amira Hasso über die Situation von Menschen mit Fluchterfahrung und ihren Erfahrungen mit dem Ehrenamt als Integrationslotsin. Amira Hasso war Studentin der Sozialen Arbeit an der Universität Vechta und seit vielen Jahren ehrenamtlich als Integrationslotsin und Dozentin in Deutschkursen tätig. Sie weiß aufgrund ihrer eigenen Fluchterfahrung, welche Bedarfe Menschen haben, die nach Deutschland geflüchtet sind und dass ohne eine Hilfe zur Alltagsbewältigung das Erlernen der deutschen Sprache schwer für Neuzugewanderte ist: „Den Menschen mehr, also ganzheitlich helfen. […] Weil ich gemerkt habe, das liegt jetzt nicht daran, dass sie nicht lernen können, sondern weil sie ganz andere, also private Probleme haben, wo ich dann manchmal merke, da könnte man ja eigentlich helfen, aber es gibt niemanden, der ihnen damit helfen könnte.“
„Also ich muss ehrlich sagen die Ehrenamtlichen leisten eine sehr große Arbeit und eine sehr, sehr menschliche Arbeit sage ich mal. Ich habe von vielen Familien gehört, dass sie sagen ja Mensch Deutschland ist so toll, weil sie so tolle Menschen hier haben, weil sie so viele hilfsbereite Menschen hier haben, dann kann deren Land auch nur toll sein, also dass Gott ihnen dieses Leben, dieses gute Leben hier ermöglicht gerade, weil sie so ein reines Herz haben. Also das habe ich in mehreren Familien schon so oft gehört und es überrascht mich auch immer wieder, dass die das alle auch so sehen.“
Ergänzend sind im Rahmen dieses Projekts folgende Publikationen entstanden:
Stein, M. & Weingraber, S. (2020). Integrationsarbeit in der Flüchtlingshilfe. In: Decker, O., Kailitz, S., Pickel, G., Röder, A. & Schultze-Wessel, J. (Hrsg.). Handbuch Integration. Berlin: Springer Verlag, S. 1-14 (https://doi.org/10.1007/978-3-658-21570-5_75-1).
Stein, M. & Weingraber, S. (2019). Beziehungsaufbau und -gestaltung zwischen Ehrenamtlichen und Geflüchteten in der Flüchtlingshilfe: eine Studie zur Sichtweise der Ehrenamtlichen. In: Stein, M., Steenkamp, D., Weingraber, S. & Zimmer, V. (Hrsg.). Flucht. Migration. Pädagogik. Willkommen? Aktuelle Kontroversen und Vorhaben. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 281-292.
Stein, M. & Weingraber, S. (2019). Wie erleben Geflüchtete die Beziehung zu ihren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern? Eine qualitative Interviewstudie mit Geflüchteten. In: Stein, M., Steenkamp, D., Weingraber, S. & Zimmer, V. (Hrsg.). Flucht. Migration. Pädagogik. Willkommen? Aktuelle Kontroversen und Vorhaben. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 293-303.
Stein, M. & Weingraber, S. (2019). Verständniszugewinn zwischen Angehörigen unterschiedlicher Religionen durch die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit – Ergebnisse einer Interviewstudie. Theo-Web. Zeitschrift für Religionspädagogik, 18 (1), 172–199 (https://www.theo-web.de/fileadmin/user_upload/TW_pdfs1_2019/16.pdf).
Die Ausstellung war vom 27.04. bis zum 17.05.2017 im Kreishaus Vechta zu sehen.
Weitere Ausstellungsorte
28.11. - 29.11.2019 Fachhochschule Augsburg
01.09. - 15.09.2019 Thünen Institut für ländliche Räume, Braunschweig
04.04. - 15.05.2019 Erich Maria Remarque-Friedenszentrum, Stadtbibliothek Osnabrück
01.01. - 28.02.2019 Katholische Landvolkshochschule Petersberg, Landkreis Dachau
01.11. - 15.12.2018 Universität Leipzig
04.10. - 06.10.2018 Kath. Universität Eichstätt im Rahmen der 2. Konferenz des Netzwerks Flüchtlingsforschung
16.06. - 29.06.2018 Kath. Universität Eichstätt im Rahmen der Refugio-Tage der Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt und Shalomaktion 2018, Thema: Syrien
05.06. - 10.06.2018 Kreishaus Cloppenburg im Rahmen der Eröffnung der Bildungskonferenz
Folgend finden Sie eines der Poster als ersten Einblick in die Posterausstellung.
Zu der gesamten Posterausstellung gelangen Sie hier. (PDF-Datei)
Die Poster sind auf Anfrage auch in anderen Gemeinden des Landkreises, sowie in allen Bundesländern für eine Ausstellung erhältlich. Dazu wenden Sie sich bitte an das Sekretariat der Erziehungswissenschaften.
Die Poster sind zudem als blätterbarer Katalog (Link folgt) verfügbar und im Rahmen eines weiteren Studierendenprojekts wurde ein Wegweiser für geflüchtete Menschen erstellt, der Informationen zur Alltagsbewältigung für geflüchtete Menschen in mehreren Sprachen bereitstellt.
Muss ich die ganze Ausstellung buchen? - Sie können die ganze Ausstellung komplett buchen oder einzelne Poster. Sollten Sie die Poster dauerhaft wünschen, können Sie diese als pdf zum Selbstausdruck als Poster von uns elektronisch erhalten.
Um wie viele Bilder handelt es sich? - Es sind 34 Plakate im Format DIN A0 (84,1 cm Breite x 118,9 cm Höhe) oder DIN A3 (29,7 cm Breite x 42,0 cm Höhe).
Sind die Bilder gerahmt und mit Aufhängern versehen? - Nein, es handelt sich hierbei reinweg um Poster, die z.B. durch Pin-Nadeln oder Klebestreifen (bitte nur auf der Rückseite und abziehbar) an Aufstellwänden, Stellwänden o. ä. befestigt werden können
Wie viel Stellfläche (in m³) ist notwendig? - Das kommt ganz darauf an, wie Sie die Ausstellung aufbauen wollen. Wenn Sie Aufstellwände beidseitig mit Postern bestücken, ist die Ausstellung komprimierter als beim Aufhängen aller Plakate an einer Wand. Außerdem ist entscheidend, wie groß die Aufstellwände sind. Eine genaue Berechnung können Sie mit den o.a. Maßen durchführen und auf Ihre Möglichkeiten vor Ort anpassen.
Wie viel kostet die Ausstellung? - Die Plakate werden kostenlos abgegeben.
Wie lang kann die Ausstellung gebucht werden? - Wir schlagen vor, dass Sie einen Zeitrahmen von 6 Wochen mit uns vereinbaren, den wir dann (relativ kurzfristig nach Rücksprache) um weitere 6 Wochen verlängern können. Somit können Sie optional verlängern.
Wie ist der Transport geregelt und was kostet er? - Je nach gewünschtem Ausstellungsstandort können die Plakate an der Universität Vechta abgeholt werden oder diese können in einer Transportrolle versandt werden. Bitte sprechen Sie hierzu individuell eine Transportmöglichkeit mit uns ab.
Wie sind die Plakate versichert? - Die Plakate sind nicht versichert. Sollte ein Plakat beschädigt oder gar abhandengekommen sein, müssten wir einen Nachdruck (auf Ihre Kosten) in Auftrag geben. Ein Nachdruck würde etwa vier Tage in Anspruch nehmen.
Hier finden sie diese weiterführende Informationen zur Ausstellung zum Download.