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© Universität Vechta

Geistig rege - auch mit 96 - Professor Ralph Sauer feiert Geburtstag

 Dienstag, 29.10.2024

„Ich höre mir immer wieder gern die Predigten von Ralph Sauer an.“ Mit diesen Worten brachte ein regelmäßiger Gottesdienstbesucher von Maria Frieden in Vechta seine Begeisterung für die Sonntagspredigten des emeritierten Vechtaer Theologieprofessors zum Ausdruck. Es gelinge dem Prediger immer wieder, die christliche Botschaft im Kontext heutigen Lebens zu formulieren und so ihre Aktualität und Bedeutung für den Menschen unter Beweis zu stellen. So die Begründung für seine Vorliebe für die Predigten von Ralph Sauer. Nicht nur seine Predigten sind ein Beweis der geistigen Frische, die dem betagten Professor bis ins hohe Alter erhalten geblieben ist.

Er besucht immer wieder seine langjährige Wirkungsstätte an der Universität Vechta, um nach „dem Rechten zu sehen“. Ihm entgeht keine Veränderung. Wenn er eine theologische Zeitschrift in der Universitätsbibliothek vermisst, dann macht er den Direktor oder die Direktorin des Instituts darauf aufmerksam. Trifft er eine Kollegin oder einen Kollegen, so versäumt er es nicht, nach Neuigkeiten aus dem Institut für Katholische Theologie oder aus der Universität zu fragen. Um sich körperlich fit zu halten, fährt er sportlich mit seinem Dreirad durch die Straßen der Kreisstadt. Heute feiert er seinen 96. Geburtstag, wozu ihm die Mitglieder des Instituts für Katholische Theologie ganz herzlich gratulieren.

Als die Mitglieder des Instituts für Katholische Theologie kürzlich die im Museumsdorf Cloppenburg gezeigte Ausstellung zum Thema: „Missionarinnen in verflochtenen Welten“ besuchten, war Sauer natürlich dabei. Mit großem Interesse verfolgte er die Ausführungen von Frau Prof. Dr. Christine Aka, die durch die Ausstellung führte.

Im Anschluss an den Besuch der Ausstellung zeigte sich der Emeritus beim gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen im Dorfkrug interessiert an der aktuellen Entwicklung des Instituts und der Religionslehrerausbildung. Er erkundigte sich nach der Wiederbesetzung der zurzeit vakanten Lehrstühle für Dogmatik und Religionspädagogik und nach der Einführung des Christlichen Religionsunterrichts in Niedersachsen.

Es ist nicht verwunderlich, dass Sauer immer noch die Entwicklung der Theologie und Religionspädagogik an seiner alten Wirkungsstätte verfolgt. Hat er doch hier über viele Jahrzehnte die Religionslehrerausbildung entscheidend geprägt. 1969 übernahm er nach längerer Tätigkeit als Seelsorger den Lehrstuhl für Religionspädagogik an der damaligen Pädagogischen Hochschule Niedersachsen Abteilung Vechta. Er erlebte hautnah den teilweise turbulenten Wandel dieser Institution von der Pädagogischen Hochschule bis zur Universität Vechta.

Sauer hat die katholische Religionslehrerausbildung in Vechta fast ein halbes Jahrhundert lang geprägt. Bei Generationen von Studierenden legte er den Grundstein für ihre spätere Tätigkeit als Religionslehrerin und Religionslehrer. Mit 68 Jahren wurde Prof. Sauer emeritiert und vertrat anschließend das Fach Religionspädagogik noch zwei Jahre, bis sein Nachfolger Egon Spiegel die Stelle übernahm.

Als Religionspädagoge hat Sauer sich weit über Vechta hinaus einen Namen gemacht. Gemäß der Devise: „Wer schreibt, der bleibt“ veröffentlichte er eine Vielzahl von Fachbüchern und wissenschaftlichen Aufsätzen. Seine Publikationen lassen folgende inhaltlichen Schwerpunkte erkennen:

  • Kinder- und Familiengottesdienst
  • Liturgische Bildung und Erziehung
  • die Gottesfrage im Horizont neuzeitlichen Denkens; insbesondere die Theodizeefrage
  • die Tradierungskrise des Glaubens

Als Anerkennung seines religionspädagogischen Schaffens wurden ihm zwei Festschriften gewidmet.

Sauer war in seiner aktiven Zeit kein einsamer Gelehrter, der nur zwischen dem heimischen Schreibtisch und dem Hörsaal hin- und herpendelte. Er pflegte den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen seines Faches im In- und Ausland. Er brachte sich aktiv in die Arbeit des Deutschen Katecheten Vereins ein und besuchte regelmäßig die Tagungen der Arbeitsgemeinschaft Katholische Religionspädagogik und Katechetik. Auf internationaler Ebene pflegte er den Kontakt zu den Vertretern der französischen, italienischen und polnischen Religionspädagogik.

Neben allen wissenschaftlichen Aktivitäten ist er als Priester immer auch seelsorglich tätig geblieben. So kann er auf eine langjährige priesterliche Tätigkeit in Maria Frieden zurückschauen. Gern berichtet er von seiner „maritimen Seelsorge“, die er als Priester an Bord von Kreuzfahrtschiffen leistete. Am Schliersee sind ihm die Gläubigen der Gemeinde St. Sixtus ans Herz gewachsen, wo er als Ruheständler viele Jahre lang im Sommer Urlaubsvertretung für einen priesterlichen Freund machte.


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