Einblicke in die historische Lehrer*innenbildung
Hier finden Sie ausgewählte Dokumente, Objekte und Archivalien zur Geschichte der Lehrer*innenbildung in Niedersachsen, speziell auch der Universität Vechta und Ihrer Vorläufer-Institutionen.
Bildungs-Fernsehen: NDR-Nordschau-Beiträge "Pädagogische Hochschulen in Norddeutschland" (1959) und "Studentenproteste an Pädagogische Hochschulen" (1964)
Auf seiner Plattform ARD/NDR Retro (Online-Fernseh-Archiv) bietet der Norddeutsche Rundfunk einen interessanten Video-Beitrag aus der Sendereihe "Nordschau" vom 23.05.1959 an. Dieser widmet sich in 22 Minuten der damaligen Lehrer*innenausbildung an den niedersächsischen Pädagogischen Hochschulen (PHen). Teile der Aufnahmen und Interviews wurden auch mit Lehrenden und Studierenden der damals noch stark konfessionell geprägten PH Vechta geführt und vor Ort gedreht. Es kommt u.a. der damalige PH-Direktor Franz Zinke (v.a. ab Min. 16:00) zu Wort. Die Aufnahmen entstanden seinerzeit noch in den Altbauten der PH an der Bahnhofstraße (ehem. Gymnasium Antonianum, nach dem Umzug auf den Campus Driverstraße 1961 abgebrochen). Sie wirken aus heutiger Sicht "unterhaltsam" anachronistisch, bieten aber auch interessante Einblicke in die seinerzeit "modernen" Konzepte der Lehrer*innenbildung für die Volksschule. Schon damals sprach man im Beitrag von einer anstehenden "Verweiblichung der Lehrerbildung", da die Zahlen der Studentinnen dieser Profession an den PHen stark nach oben schnellten und den deutschen Hochschulen insgesamt die Überfüllung drohte. Hierauf müsse die Ausbildung und Politik reagieren. Diese Herausforderungen erscheinen auch heute überraschend vertraut und aktuell.
Ein weiterer Bericht vom 01.12.1964 stellt die weiteren Herausforderungen der Modernisierungen und Reformen der Volksschul-Lehramtsausbildung Mitte der 1960er Jahre anhand von PH-Beispielen aus ganz Norddeutschland dar. Auch wenn die PH Vechta hier nicht explizit vorkommt, bietet der Beitrag interessante Einblicke in zeittypische (und auch teils heute noch ähnliche) Diskurse um die Einführung des 9. Schuljahrs, praxisnahen Vorbereitungsdienst, Quer- und Seiteneinstieg sowie absehbaren Lehrer*innenmangel, erneut auch durch das "Problem" zu vieler weiblicher Studierender, die lieber heirateten als in der Schule zu arbeiten (Originalton)...
Ein-Weihung: NDR-Berichte vom Tage-Beitrag "Einweihung der Pädagogischen Hochschule in Vechta" (1961)
Auf seiner Online-Plattform ARD-Mediathek bietet der Norddeutsche Rundfunk in der Reihe NDR Retro einen kurzen, aber impressiven Video-Beitrag aus der Sendereihe "Berichte vom Tage" vom 29.06.1961 an. Dieser widmet sich, musikalisch mit "Hallaluja"-Klängen unterlegt, in gut 1:30 Minuten in zahlreichen Außen- und Innenaufnahmen den Räumlichkeiten und Festgästen der damaligen, noch stark katholisch geprägten Einweihungsfeierlichkeiten der an der Driverstraße "auf der grünen Wiese" neu errichten Gebäude A-D. Ein Mitglied des Landtages bzw. Kultusministeriums nimmt im O-Ton Stellung zu Vechta und kündigt weitere Neubauten (Trakte E-F) an. Eindrucksvoll ist der Vergleich der neuen Räume und Lernbedingungen zum vorangegangenen Filmbeitrag von 1959 aus dem Altbau an der Bahnhofstraße. Einige gezeigte Räume erkennt man auch heute noch weitgehend unverändert wieder....
Sportlich: NDR-Berichte vom Tage-Beitrag "Turnen: Wettkampf Niedersächsischer Pädagogischer Hochschulen in Vechta" (1962)
Ergänzend zur Einweihung der Neubauten passt der Video-Beitrag (ebenfalls aus "Berichte vom Tage") vom 16.01.1962. Hierin werden in rund 1:50 Minuten die modernen Sportanlagen, insbesondere die Turnhalle (damals Gebäude "C") wirkungsvoll und dynamisch in Szene gesetzt. PH-Studierende aus ganz Niedersachsen trafen sich damals in Vechta zum Vergleichskampf. Zeittypisch agieren die studierenden Damen im Bild vor allem auf dem Schwebebalken, die Herren hingegen am Reck bzw. Barren (letztere Aufnahmen aber nicht aus der Sporthalle der PH).
Internationale Perspektive: "Einblick in die Lehrerbildung Niedersachsens" (1957)
Einen ebensolchen interessanten, aber schriftlichen Ein- und Überblick in die damalige (Aus-)Bildungspraxis an den (west-)niedersächsischen Pädagogischen Hochschulen bietet ein Beitrag im Bündner Schulblatt (Jg. 17, 1957/58, Zugang über ETH Zürich/Schweiz), das nachfolgend zur Lektüre zur Verfügung steht. Seiten 119-127. Hierin wird insbesondere aus den PHen Vechta, Oldenburg und Osnabrück anhand konkreter Beispiele aus der Lehrpraxis in einzelnen Fächern berichtet, durchaus mit zeittypischem Lokalkolorit garniert, aber auch die Grundsatzfrage berührend, ob die Pädagogische Hochschule dem traditionellen Lehrerseminar, wie es damals noch in der Schweiz gepflegt wurde, automatisch überlegen sei. Eine Frage, die sich durch die vollzogene weitere Akademisierung der Lehrer*innenbildung und Übernahme in die Universitäten in Niedersachsen in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren eindeutig geklärt hat. So wurde die PH Vechta 1973/74 Bestandteil der neu gegründeten Universität Osnabrück. In der Bundesrepublik ist lediglich Baden-Württemberg dem System der separaten Pädagogischen Hochschulen bis heute treu geblieben, wenngleich auch diese natürlich auch über Promotions- und Habilitationsrecht verfügen und wissenschaftlich-forschend ausgerichtet sind. Auch die Schweiz betreibt weiterhin Pädagogische Hochschulen als eigenständige Hochschulform neben den Universitäten.

