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Verleihung des Höffmann Wissenschaftspreis 2020 an Michiko Mae

18. Mai 2022

Michiko Mae ist die Höffmann-Wissenschaftspreisträgerin 2020. Die emeritierte Professorin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hat den mit 10.000 Euro dotierten Preis erhalten – den das Vechtaer Unternehmen Höffmann-Reisen jährlich für außergewöhnliche Forschung im Themenfeld „interkulturelle Kompetenz“ stiftet. Pandemiebedingt konnte die 10. Verleihung des Preises bis dahin nicht in Präsenz durchgeführt werden. Nun wurde der Festakt aber in der Universität Vechta nachgeholt. 

„Wir freuen uns, den Höffmann Wissenschaftspreis 2020 an Frau Professorin Michiko Mae vergeben zu dürfen“, sagte Prof.in Dr.in Verena Pietzner. „Mit ihr wird eine herausragende Wissenschaftlerin ausgezeichnet, die mit ihrer Forschung zur Gegenwartskultur und -gesellschaft in Japan und Deutschland zum interkulturellen Verständnis beider Länder beiträgt“, erklärte die Universitätspräsidentin. Dass diese Auszeichnung überhaupt übergeben werden kann, mache das stiftende Unternehmen Höffmann-Reisen möglich, fasste Universitätspräsidentin Prof.in Dr.in Verena Pietzner zusammen. Auch die Universitätsgesellschaft Vechta sei froh, einen kleinen Beitrag dazu leisten zu können, sagte deren Vorsitzender Bernd Meerpohl und gratulierte der Preisträgerin auf Japanisch: „Von Herzen die besten Glückwünsche für diesen renommierten und hochdotierten Höffmann-Wissenschaftspreis. Seien Sie stolz auf Ihre Arbeit und fördern Sie weiterhin das Verständnis für das atemberaubende Japan.“

Mit der Preisträgerin werde eine „herausragende, international ausgewiesene Wissenschaftlerin“ ausgezeichnet, sagte Laudatorin Prof.in Dr.in Heidemarie Winkel. „Denn Michiko Mae lehrt uns, die Konflikthaftigkeit sozio-politischer Wirklichkeit, die aus national-kulturellen Grenzziehungen resultiert, besser zu verstehen“, führte die Professorin von der Universität Bielefeld aus. „Vor allem aber lehrt sie uns, die Pluralität sozio-kultureller Wirklichkeit als Element einer Vision von Gesellschaft zu sehen, die im Modus konstruktiver Koexistenz lebt und sich aus der Erfahrung von Offenheit und wechselseitiger Orientierung speist.“ Der zentrale analytische Begriff, zu dessen Verständnis Michiko Mae mit ihren Arbeiten maßgeblich beigetragen habe, sei das Konzept der Transkulturalität. Hier werde Kultur in ihrer sinn- und wissensbasierten Dimension als grundsätzlich fluides, immerwährend prozessierendes Phänomen verstehbar gemacht, erklärt die Soziologin Winkel: „Insgesamt – und dies ist von unschätzbarem Wert – öffnet sich durch Michiko Maes Denken ein wissenschaftlich wie auch alltagsweltlich stimulierender Raum sozialer Begegnung auf Augenhöhe; ein Raum, innerhalb dessen Menschen per definitionem nie dieselben sind und nie dieselben bleiben können, sondern in wechselseitiger Bereicherung beisammen sind, um voneinander zu lernen und sich neu zu orientieren.“

„Ich bin beeindruckt davon, welchen Stellenwert die interkulturelle Kompetenz an der Uni Vechta hat“, sagte Professorin Michiko Mae, „und dass man mit dem Höffmann-Wissenschaftspreis über die Hochschule hinaus einen wichtigen Beitrag leistet zur Förderung und Anerkennung der wissenschaftlichen Arbeit in diesem, für die globalisierte und digitalisierte Welt so wichtigen Themen- und Aufgabenfeld.“ In dieser Zeit bedürfe es einer Weiterentwicklung des modernen Kulturkonzepts. „Nicht nur das Nebeneinander der kulturellen Koexistenz, sondern das dialogische Miteinander und wechselseitige ,sich-öffnen‘, das über die gegenseitige Anerkennung der jeweiligen Andersheit und des Verstehens diese Andersheit hinausgeht, ist gefordert“, sagte sie. So würden Kulturen nicht nur als sich unterscheidende und abgrenzende homogene Einheiten verstanden werden, sondern auch und vor allem als ein sich wechselseitig öffnender und durchdringender Prozess, sagte Michiko Mae. Damit würden „vor allem die Gemeinsamkeiten sichtbar.“ Ihre Forschungsbiographie habe sie von der Analyse der national orientierten Kultur im japanischen Modernisierungsprozess zur Transkulturalität geführt, „die, wie ich hoffe, und wofür ich arbeite, im 21. Jahrhundert eine weltoffene – nicht nur japanische – Partizipations- und Zivilgesellschaft entstehen lassen wird“, schloss Preisträgerin Michiko Mae Ihren Festvortrag.

Michiko Mae

Prof. Dr. Dr. h.c. Michiko Mae ist Kultur- und Literaturwissenschaftlerin. Mit ihrem Studium der Germanistik in Japan und der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Vergleichenden Kulturpsychologie in Deutschland legte sie die Grundlagen für ihre spätere interdisziplinäre Arbeit. Sie promovierte an der Universität des Saarlandes mit einer Arbeit über Robert Musil, die mit dem Dr. Eduard-Martin-Preis für die besten Dissertationen ausgezeichnet wurde. 1993 wurde sie als Professorin an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf berufen, an der sie bis 2016 als Inhaberin des Lehrstuhls für Modernes Japan mit kulturwissenschaftlichem Schwerpunkt tätig war. Zwischen 1995 und 2001 war sie Prorektorin für Lehre, Studium und Studienreform an der Uni Düsseldorf und setzte sich besonders für deren verstärkte Internationalisierung ein. Sie war Mitglied einiger Kommissionen zur Forschungsevaluation – z.B. der Uni Kanazawa und der Ochanomizu-Uni – sowie DFG-Gutachterin. Mae war mehrmals Research Fellow sowie Gastprofessorin an verschiedenen Universitäten: der Universität Tokyo (2000 und 2007), der Keio-Universität (2004, 2007 und 2008), der Ochanomizu-Universität Tokyo (2004), der Kwansei-Gakuin-Universität in Kobe (2012) und an der Dôshisha Universität in Kyoto (2017), sowie im selben Jahr an der Cornell University in Ithaca, NY und an der Uni Venedig (2018).

2008 wurde sie von der Universität Kanazawa, ihrer Alma Mater, mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet. Sie ist Mitherausgeberin der wissenschaftlichen Buchreihe „Geschlecht und Gesellschaft“ (Springer VS), in der bisher über 70 Bände erschienen sind. Sie ist Mitglied des Stiftungsrats des „Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin“. Um die Gendergleichstellung und um die interkulturelle Kommunikation zwischen Deutschland und Japan zu fördern, organisierte sie mit dem JDZB 2017 und 2018 internationale Symposien und Veranstaltungen in Berlin und in Tokyo. Im Jahr 2016 bekam sie für ihr Lebenswerk eine Auszeichnung vom japanischen Außenminister.

Juryentscheidung im Wortlaut

„Frau Mae bearbeitet mehrere Hauptgebiete der modernen Forschung zur interkulturellen Kompetenz und Identitätsfragen. In Wissenschaftsorganisation und Kulturvermittlung ist sie ebenso ausgewiesen wie in der Lehre zur Kultur- und Geschlechterforschung. Ein besonderer Akzent liegt auf der Gegenwarts- und Alltagskultur in Japan und Deutschland. Ihre herausragend sichtbaren Arbeiten erlauben uns einen genauen Blick auf beide Kulturen, die bis in die jüngste Gegenwart hinein erschlossen werden.“

Bildergalerie vom Festakt

Fotos (c) Universität Vechta/Friedrich Schmidt
 

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