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Klima, Weltfrieden, Gesellschaft. Wie unter den Hut bringen? Am besten so wie in großer Familie mit Verantwortung

Simone Brauns-Bömermann

Ich spüre Klima nicht nur im Freien. Klima beschreibt für mich eine ganzheitliche Haltung. Es beschreibt neben der Biosphäre, in der wir leben, die sich verändert, auch Zwischenmenschliches. Meine Klimageschichte ist tief aus dem Herzen, dem Empfinden zu Mensch, Tier und Natur getriggert. Ich mache sie zwar an einem einschneidenden Erlebnis fest, dem „Blitzeinschlag“, nehme aber die von mir beobachtenden Wetter- und Klimaveränderungen, die mir täglich begegnen in den Fokus. Ich möchte andere Mitmenschen wachrütteln, genau hinzuschauen, objektiv zu urteilen und Abhilfe zu schaffen. Meine oberste Maxime ist dabei: Die Vernunft.

 

Ich bin ein bedingt Gottesfürchtiger Mensch. Gerne flehe ich manchmal „Lieber Gott, muss das denn jetzt sein?“. Schnell reflektiere ich mich und sage mir: „Nur, wenn Du Dir und anderen jetzt selbst hilfst, wird es vielleicht mit einer Dir unbekannten Kraft leichter.“ 

Mit Helfen und Anpacken meine ich, weshalb mich einige Mitmenschen und Beobachter, „Die, die mit den alten Pferden wandert“ nennen. „Setz Dich doch drauf“, höre ich häufig. Und da sind wir schon beim Kern:Auf Tiere wird entweder aufgesessen, Tiere werden aufgegessen, sie bekommen ein Jäckchen und Hundeeisam Stil oder sie werden ausgesetzt, wenn die Zeit knapp wird. Zugegeben: Unsere alte Hündin „Merle“ hat fast das gesamte Jahr ein dickes schönes langes vielfarbiges Fell, leider wirft sie gerade im Januar ihr Unterfell ab. Und da habe ich entschieden, dass sie einen roten Regenmantel bekommt für schlechtes Wetter.

Warum erzähle ich das? Das Thema heißt ja „Klimageschichten von Bürgern“. Und genau da ist das Problem. Eine Klimageschichte ist nicht nur das Narrativ für eine Veränderung in der Landwirtschaft, dem Abbruch einer Düne oder weniger Eis am Pol. Es ist die Dürre, unter der das geliebte Tier, der Mensch leidet, ein Starkregenereignis, das in der starken Ausformulierung so bisher unbekannt war, ein Feuer oderein Blitzschlag. Diese Fakten kann man gut beschreiben. Ganz sicher trifft man auf Menschen, die sagen: „Was hast Du denn, Dürren gab es immer, starken Regen auch und Blitzeinschläge ganz bestimmt.“ Wir reden aber nicht vom Wetter, sondern vom Klima. Und das verändert sich nachweislich. Der Mensch ist allerdings groß, im Augen schließen vor Katastrophen und gleichzeitig groß im Katastrophen-Handling. 

Mir scheint die Welt ist aus den Angeln geraten. Die Schere zwischen „Ich steige mit Euch als Riesennation mal eben aus dem Pariser-Abkommen aus und drehe der WHO den Rücken zu, damit wir unsere eigene Haut retten“ und den Zeugen von Jehova, die schon seit Jahrzehnten den Weltuntergang propagieren, ist groß. Selbstdarstellung, Egoismus, maximales wirtschaftliches Wachstum bei wenig Selbstreflektionherrscht vor.

Ich stelle mir lieber die Frage: Was kann ich selbst im Kleinen tun, damit wir uns selbst als Mensch ausbremsen, neu denken, ohne Angst haben zu müssen, wir würden etwas verpassen oder missen müssen? 

 

Mein einschneidendes Ereignis war im vergangenen Jahr, und da fühlte ich mich so richtig machtlos, ein Blitzeinschlag in unseren Hof nach einem Starkregenereignis. Ein ohrenbetörender Lärm, ein Schlag, Zischen, Krachen, Blitzen und Angst vor Feuer. Das Handy in der einen Hand, den Feuerlöscher in der anderen, die Taschenlampe parat. Ich funktionierte, bis die Kraft weg war. Eine Kraft, nein, ein Kraftfeld war spürbar, das ich so noch nicht gefühlt hatte. Ich bin Jahrgang 1964, hab also schon einiges erlebt. 

Wir hatten das sogenannte Glück im Unglück: Der Blitz zerstörte fast alle elektronischen Geräte, die elektrischen Anlagen, die Photovoltaikanlage, aber es brannte nicht. Glück gehabt, abgehakt. Nein, so war das nicht. Wieder waren wir als Mensch gut in der Katastrophenbewältigung. Der Schock blieb. Klar, Blitzeinschläge gab es im Moor immer schon, aber so ein Ereignis lässt manche Nacht zum Tag werden und hinterlässt Demut. 

„Ist den Pferden was passiert?“, die Frage meines Tierarztes, der die drei alten Pflegefälle gut kennt. Nein, sie standen alle noch, der Blitz war über sie hinweggefegt und schnurstracks in den Schornstein, ins Dach und sonst wo hin gerast. 

Die Wunden sind geleckt, die Schäden behoben. Was bleibt, ist das Nachdenken. Warum hat der monsunartige Regen den Blitz im Gepäck gehabt? Die Altvorderen pflegten doch zu sagen: „Der Dümmer hält ihn ab, nur zwischen Gebirge und Dümmer darf er nicht wandern.“ Warum bedrohte der Fluss Hunte, der durch den Dümmer fließt, ein halbes Jahr zuvor (Ende 2023/Anfang 2024) den Schäferhof mit seinen 600 Schafen? Wie wird das nächste Frühjahr, der Sommer? Das sind die Parameter vor der Haustür.

Natürlich habe ich viel Mitgefühl, wenn ich die Brände in Los Angeles auf dem Screen verfolge, „Yes“ rufe, wenn die Tierretter sich auch der orientierungslos gewordenen Wildtiere und Haustiere annehmen. Zu tun habe ich aber meinen Teil hier und jetzt. Muss Vorsorge tragen, wenn das Hochwasser kommt, weil wir die Flüsse für mehr Ertrag begradigt haben oder die Sonne das Hirn aufweicht, weil die schatten spendenden Bäume in den 1970er Jahren per Prämie abgeholzt wurden. Da setzt mein Denken an, das ist die Geschichte, die ich schreiben möchte für folgende Generationen, damit ich mich nicht schämen muss. 

Und so ist meine Klimageschichte, die Geschichte des Hinschauens ohne Rosabrille und der Anspruch, nachzudenken. Den Protagonisten, die auf Agroforstwirtschaft setzen bei veränderten Böden, den Landwirten, die ihre Rolle als Heger und Pfleger sehen und nicht als Industrielle, den Forschern, die Torfmoose anbauen, statt Torf abzustechen, Tribut zu zollen und sie ernst zu nehmen. Ein Danke an diese Menschen wäre angebracht, nicht die Schelte und das Abtun „Das sind doch alles Spinner“. 

Mir fallen Stichworte zum Gegensteuern der Klimakrise ein: Viel Wasser, Schwammstadt, Zisternen undproaktiver Wasserhaushalt. Wenig Wasser: Bäume, Begrünung, Entsiegelung, Urban-Farming. 

Geben wir es doch mal zu: Uns geht es gut. Wir leben in Freiheit, Kriege sind gefühlt „weit weg“ und schnell stellt sich die Frage „Wo bringe ich nur das 100te Paar Schuhe noch unter.“ Wir rennen eher in Konsumtempel, der seine Parkplätze immer noch teert, nicht begrünt und drinnen im mittleren Gang die Sonderangebote in Plaste-Elaste als Must-Have-Pool für den heißen Sommer anpreist. Ich renne schon lange nicht mehr mit durch die Gänge der großen A-s. 

Hier werde ich zynisch und überziehe, aber sonst sind die Bilder zu smart, wie unsere Homes. Klimatisiert, überwacht und selbstredend. 

Manchmal ertappe ich mich, dass ich mich selbst überzeugen möchte, von dem gesunden Obst der Diskounter, dann aber beim Nutri-Score wieder ein D entdecke. Schluss also mit der Augenwischerei: Den Klimawandel gibt es. Nur zusammen, mit Augenmaß und klarem Menschenverstand und vor allem MUT ist ein Eingrenzen noch möglich. Die technischen Finessen sind längst erfunden, wir müssen nur den Mut haben, sie umzusetzen und zu skalieren. 

Mir graut schon vor dem Frühling: Der kommt mit mehr Pollen, mehr Spritzmitteln und mit viel Sonne. Die Bäume sind für die Tiere gepflanzt, die Sonnensegel liegen parat. Dennoch wird es wird heiß, glaube ich. 

Aber ich höre schon die Kommentare: „Was hast Du denn eigentlich? Heiße Sommer gab es schon immer, kalte Winter auch!“. Ich kann sie nicht mehr hören. 

Mehr Ängste als Klimaängste: Krieg, Unsicherheit, Verschiebung der Verantwortung, Neuorientierung. Das kommt 2025 zu den Klimaängsten der Menschen. Die rücken erstmal in den Hintergrund: „Das andere ist wichtiger…“ sagen sie. Falsch gedacht: Wir müssen das versuchen, wovon Wissenschaftler sagen, das funktioniert nicht: Multitasking. Alle Probleme im Blick behalten, wenn es nicht gleichzeitig geht, dann jedenfalls für jedes Problem und den Ansatz der Lösung der Herausforderung, ein Zeitfenster reservieren. Alles doch alles nacheinander abarbeiten, ist das Gebot der Stunde. Den Elefanten in „Scheibchen“ schneiden, nur so kann es gehen. 

Krieg und Zerwürfnisse sind hausgemacht: Da ist Abhilfe zu schaffen durch uns selbst, wenn wir es wollen. 

Naturgewalten, wie bei mir der Blitzeinschlag, sind wenig beeinflussbar.  Unsere Zerstörung der Umwelt, die wir bewusst für Komfort in Kauf nehmen, und lieber die Augen schließen und eine „Das wird schon irgendwie gehen, ging doch immer“- Einstellung Oberhand gewinnen zu lassen, ist eine Sackgasse. 

Ich plädiere für den Ansatz: Lieber eine große Familie aus: Klima retten, Weltfrieden sichern, Gesellschaft leben und fördern und jeden Tag eine wenig Fürsorge für Mitmenschen. 

Simone Brauns-Bömermann, März 2025