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Ein Jahr unter den Bedingungen der Corona-Pandemie

 Mittwoch, 17.03.2021

Liebe Kolleg*innen,
liebe Studierende,
sehr geehrte Damen und Herren,

als einschneidendes Ereignis jährt sich heute die Anordnung des Notbetriebs am 17. März 2020. Hieraus folgten weitreichende Konsequenzen für uns alle: Die Universität durfte bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr betreten werden, Lehrveranstaltungen und Prüfungen in Präsenz wurden ausgesetzt, die Bibliothek, Mensa und Sportanlagen wurden geschlossen. Das Campusleben, wie wir es kennen und schätzen, kam zum Erliegen. Dies war ein historischer Moment für unsere Universität. War zunächst von einem kurzfristigen Zustand ausgegangen worden, so folgten daraus lange Monate im anschließend festgestellten Übergangsbetrieb, in dem wir uns auch heute noch in sich fortentwickelnden Phasen und Abstufungen je nach Inzidenzgeschehen befinden.

Zum damaligen Zeitpunkt war diese lange Zeit nicht absehbar. Das heutige Datum gibt allen Anlass einmal innezuhalten, einen Blick auf das zu werfen, was wir als universitäre Gemeinschaft geschafft haben, aber vor allem Perspektiven im Blick nach vorn zu entwickeln.

Seit dem 17. März 2020 fehlt uns allen der persönliche Kontakt im miteinander Lernen, Studieren, Forschen und Arbeiten vor Ort – und dennoch: Unsere Universität ist aktiv, erfüllt all ihre Aufgaben mit größter Energie, nur anders als vorher, nämlich überwiegend digital. So haben sich bislang beinahe eine halbe Million Teilnehmer*innen in rd. 65.000 Webkonferenzen im universitären BBB-System ausgetauscht. 3,7 Mio. E-Mails wurden innerhalb des letztes Jahres versendet und empfangen, was einem Zuwachs von über 50 % zum Vorjahr entspricht. Eine besonders zentrale Bedeutung in der Lehre hat das Lehrmanagementsystem Stud.IP eingenommen. Hier hat sich die Nutzung nahezu verfünffacht: Während sich vor der Pandemie durchschnittlich 400 Personen gleichzeitig im System befanden, waren es in den zurückliegenden Monaten über 2.000. Und auch die Zahl an digitalen Prüfungen, die über das Plugin Vips realisiert wurden, ist im zurückliegenden Wintersemester notwendigerweise stark gestiegen: Über 11.500 Studierende haben an insgesamt 316 Online-Klausuren teilgenommen. Eine Vielzahl weiterer neuer Instrumente bzw. Medien für Kommunikation und Interaktion hat sich inzwischen etabliert; die Maßnahmen werden ständig ausgebaut und insbesondere im Bereich Lehre und Studium mit Blick auf die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung evaluiert.

Die Universität Vechta ist heute nicht mehr die Universität Vechta vom 17. März 2020. Ein bisher nicht erlebter Umwälzungsprozess – akademisch formuliert Transformationsprozess – hat eingesetzt, der von uns allen gestaltet wird und weiter gestaltet werden will und bereits jetzt ganz unterschiedliche „Spuren“ erzeugt hat.

Zunächst: Es ist erfolgreich gelungen, den Universitätsbetrieb mit seinen Aufgaben nicht nur funktionieren zu lassen, sondern auch auf die aktuellen Bedingungen einzustellen. Das vergangene Jahr hat allen Beschäftigten und Studierenden der Universität – und auch verknüpft mit allen Kooperationspartner*innen – viel abverlangt und war mit Zumutungen ganz unterschiedlicher Art verbunden. Besonders hervorzuheben sind etwa eine (zunächst) nicht ausreichende Infrastruktur, die Mehrfachbelastungen durch Realisierung von digitalen Lehrveranstaltungen oder Präsenzveranstaltungen mit der Erarbeitung von Hygiene- und Infektionsschutzkonzepten, die geprüft und umgesetzt werden müssen, die Umstellung auf ein hauptsächlich digitales Studium für Studierende mit diversen Herausforderungen, die Mitwirkung im Krisenstab, der Steuerungsgruppe – und all dies noch dazu gekoppelt mit familiären Verpflichtungen wegen Kita-, Schul- und Seniorenheimschließungen. Die Liste wäre noch deutlich weiterzuführen. Trotz alldem ist die erfolgreiche Weiterführung unserer Universität bisher gelungen. Mir ist durchaus bewusst, dass auch zum jetzigen Zeitpunkt für viele diese „Zumutung“ nach wie vor aktuell ist und uns allen weiterhin Kraft abverlangen wird. Deshalb hat die Universität in den vergangenen Monaten vielfältige Beratungs- und Unterstützungsangebote ins Leben gerufen. Nähere Informationen finden sich für die Beschäftigten im Intranet, auf der Homepage und besonders an die Studierenden gerichtet auf den Social Media Kanälen.

Die Vielzahl an Herausforderungen, welche täglich gemeistert werden, gibt unmittelbar Anlass, Respekt zu zollen und im Namen des Präsidiums allen Mitgliedern und Angehörigen unserer Universität sehr herzlich für das große Engagement in der Zeit der Corona-Pandemie zu danken. Nur durch dieses Engagement ist es gelungen, in einer bisher nicht bekannten und historisch einmaligen Situation nicht nur den Uni-Betrieb aufrecht zu erhalten, sondern unter den gegebenen Rahmenbedingungen erfolgreich weiterzuentwickeln. Dabei hat unsere Universität nicht nur Verantwortung für die Universität alleine getragen, sondern mit all ihren Maßnahmen – getreu unserem Leitbild „Hochschule in Verantwortung“ – auch stets die gesamtgesellschaftliche Verantwortung im Blick gehabt. Auch dafür gilt der ganz besondere Dank!

Danken möchte ich ausdrücklich auch den Mitgliedern des Krisenstabs. In den vergangenen zwölf Monaten mussten unterschiedlichste Themen bearbeitet werden. Mit dem Blick auf die Universität als Gesamtorganisation musste der Krisenstab neue Kenntnisse erarbeiten, um schnell reagieren zu können. Die Arbeit ist geprägt von einer sehr konstruktiven Zusammenarbeit; dabei hat der Krisenstab in den vergangenen Monaten – im Zusammenwirken mit ganz unterschiedlichen Akteur*innen – eine große Unterstützung erfahren. Nur so war es möglich, den gestellten Aufgaben nicht nur gerecht zu werden, sondern immer wieder neue Impulse zu setzen, um auf die sich im Verlauf verändernden Herausforderungen angemessen zu reagieren. Dazu wurde das zentrale Instrument unserer Universität, das Hygiene- und Infektionsschutzkonzept, beständig weiterentwickelt. Bestand zwischenzeitlich die Hoffnung, dass wir uns auf den Weg in einen Regelbetrieb begeben könnten, waren aufgrund des sich dann deutlich negativ entwickelnden Infektionsgeschehens („2. Welle“) wieder Einschränkungen zu berücksichtigen. Diese Entwicklung hält bis heute an. In den letzten Sitzungen wurde und wird intensiv daran gearbeitet, neue Entwicklungsperspektiven zu erörtern, die neben dem jeweils aktuellen Infektionsgeschehen und in Abhängigkeit von den Impfungen auch die Möglichkeiten durch Schnelltests in die Betrachtung nehmen. Auch wenn im Moment die Entwicklungen noch unsicher sind, wollen wir bereits jetzt vorbereitet sein und die Zeit nicht ungenutzt fortschreiten lassen.

Der Krisenstab wird weiterhin begleitet von der Steuerungsgruppe, die am 20. Mai 2020 eingesetzt wurde. Die Steuerungsgruppe unterstützt zu spezifischen Anforderungen insbesondere im Bereich Lehre und Studium inklusive Prüfungen sowie Forschung, Nachwuchsförderung, Transfer, aber auch in Fragen von Berufungskommissionen.  Auch der Steuerungsgruppe möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich danken.

Ein zusätzlicher und neuer Impuls wird nun durch die Einrichtung der Koordinierungsgruppe eines Qualitätszirkels gesetzt. In zahlreichen Gesprächen konnten wir feststellen, dass sich vielerorts Gedanken gemacht wird, wie unsere „neue“ Normalität aussehen wird und wie wir als Universität zukünftig lehren, arbeiten, forschen und studieren werden. Ihre Gedanken und Ideen, die Erfahrungen aus den Stufen des Not- bzw. Übergangsbetriebs während der Corona-Pandemie wollen wir systematisch aufarbeiten und Rückschlüsse für die weitere qualitätsorientierte Entwicklung der Universität Vechta ableiten. Dafür wird ein Qualitätszirkel „Perspektiventwicklung aus den Erfahrungen der Corona-Pandemie“ eingerichtet. Die Perspektiventwicklung soll orientiert sein an den Prämissen von umfassender Information und Kommunikation sowie Offenheit zur Teilnahme, um damit eine größtmögliche Transparenz gewährleisten zu können. In den Bereichen:

  • „Arbeiten und Studieren im Homeoffice“,
  • „Digitalisierung in der Lehre – unter Berücksichtigung besonderer Spezifika wie hybride Merkmale von Präsenz- und Online-Lehrveranstaltungsformaten“ sowie
  • „Organisationsentwicklung – unter besonderer Berücksichtigung des Zusammenwirkens der zentralen und dezentralen Ebene“

sollen Erfahrungen und Expertisen aus dem Wissenschaftsbereich und dem Dienstleistungsbereich zusammengeführt werden. Damit soll ein Beitrag zur Qualitätsentwicklung der Universität Vechta geleistet werden, der prozesshaft angelegt ist. Mit diesen Prämissen wird die gelebte Kultur an der Universität Vechta abgebildet werden.

Die Koordinierungsgruppe zum Qualitätszirkel wird am 24. März 2021 ihre Arbeit aufnehmen und sich an alle Interessierten richten. Für den Erfolg des Qualitätszirkels ist es ausschlaggebend, dass eine breite Mitwirkung realisiert wird. Deshalb bereits jetzt die Bitte: Wirken Sie mit! Nur durch Ihre breite Beteiligung wird die Gestaltung unserer Universität nach unseren Maßstäben möglich sein. Ihre Ideen, Erfahrungen und Anregungen können Sie richten an qualitaetszirkel[at]uni-vechta[dot]de.

Denn: Die Universität Vechta wird auch in Zukunft nicht mehr die Universität Vechta vom 17. März 2020 sein. Wie sie sein wird, hängt von all unseren Ideen, Vorstellungen und deren Umsetzung ab.

Die Universität Vechta agiert angesichts dieser an uns gestellten Anforderungen als „Hochschule in Verantwortung“, die sich dynamisch entwickelt. Dies gelingt durch das besondere Engagement aller Beteiligten – bei allen Belastungsmomenten – in ganz unterschiedlicher Form und gibt uns Anlass wie auch große Hoffnung auf eine erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Universität.

 

Mit freundlichen Grüßen und wiederum dem besonderen Wunsch – bleiben Sie gesund!

Dr.in Marion Rieken

-Vizepräsidentin für Personal und Finanzen-

-Leiterin des Krisenstabes-


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